Die Situation im Gemeindewald Mettlach nach den Trockenjahren 2018 und 2019 ist Anlass zur Sorge, denn die beiden Trockenjahre haben ihre Spuren im Gemeindewald hinterlassen. Zahlreiche Nadelholzbestände sind in Folge der Trockenheit vom Borkenkäfer befallen und zum Teil flächig abgestorben. Doch sind mittlerweile nicht nur die Nadelholzbestände betroffen, sondern vermehrt zeigen auch die älteren Buchenbestände deutliche Schäden, erläutert Forst-Amtsrat Hans-Peter Pitzer, Leiter des Forstreviers Mettlach, die aktuelle Entwicklung bei einer Wald-Begehung mit Bürgermeister Daniel Kiefer.

Die Baumfällarbeiten in allen Teilen des Kommunalwaldes in Mettlach hört man lange, bevor man sie sieht. Mächtige Stämme schlagen immer wieder krachend ins Unterholz ein, die Motorsägen der Waldarbeiter lassen Baum um Baum zusammensacken. Naturfreunden blutet das Herz, dem Förster und Bürgermeister ebenso. Eine schmerzliche, aber nicht zu umgehende Maßnahme.

Förster Pitzer zeigt das Problem exemplarisch auf: alle Bäume sind mausetot! Mit bloßer Hand kann man riesige Rindenstücke vom Stamm abziehen, das Holz ist angefressen, das Gehölz innerhalb weniger Wochen abgestorben. Der Borkenkäfer hat zuerst Löcher in die Rinde gebohrt, sich dann darunter ausgebreitet und dem Baum jede Chance genommen, seine Krone weiterhin mit Nährstoffen zu versorgen.

Der Gemeindewald Mettlach hat eine Baumartenverteilung von rund 61% Laubholz und 39% Nadelholz. In „normalen“ Jahren ergibt das einen geplanten Holzeinschlag von rund 6.200 Festmeter im Jahr. Das Jahr 2018 mit einer langen Trockenzeit über den Sommer hin hatte direkte Auswirkungen zunächst bei den Fichtenbeständen, denn allein in diesem Jahr wurden rund 3.100 fm vom Borkenkäfer befallene Fichten eingeschlagen und damit der Holzeinschlag auf 7.700 fm erhöht. Bei Laubholz, so Pitzer weiter, habe es zu diesem Zeitpunkt nur punktuell Ausfälle gegeben.

Der Wald leidet unter den Wetterkapriolen.

Weitaus heftiger waren die Schäden dann im zweiten folgenden Trockenjahr – dem Jahr 2019 – mit spürbar größeren Schäden bei allen Baumarten. Während in normalen Jahren der Borkenkäfer 1 – 2 Bruten anlegen kann, so waren es in diesem Jahr vier Bruten! In der Folge kam es bei allen Baumarten zu größeren Schäden – besonders betroffen waren aber Fichte, Douglasie, Lärche und Tanne. Letztlich kam das Saarland 2019 im Vergleich zu anderen Regionen noch mit einem blauen Auge davon. Zwar stiegen auch bei uns die Schäden insgesamt an, allerdings war die Situation noch nicht so dramatisch wie beispielsweise im Hunsrück und Westerwald. Hier war ein flächiges Absterben der Nadelholzbestände bereits in vollem Gange.

2019 betrug die durch Borkenkäferschädigungen bedingte Einschlagmenge rund 5.400 fm bei einem Gesamteinschlag von 7.100 fm, was mittlerweile einer Menge von 90% des regulären Jahreseinschlags entspricht. Hinzu kam, dass durch die riesige Menge an Borkenkäfer bedingtem Holzeinschlag der Holzmarkt in Deutschland und Mitteleuropa nicht mehr aufnahmefähig war und immer noch ist. Das Fichtenholz ist wirtschaftlich nicht mehr verwertbar.

Keine Entwarnung, sondern eine Verschärfung der Situation zeichnet sich nun mit dem 1. Halbjahr 2020 ab. Zahlreiche Nadelholzbestände – insbesondere solche auf Sandböden, wie beispielsweise in den Bereichen „Wollscheidkopf“, „Hirzelt“, „Gäthen“, „Geisscheidel“ in Saarhölzbach oder die Standorte auf flachgründigen Quarzitböden, wie im „Commetsteinchen“ oder „Großwald“ in Orscholz sind flächig abgestorben. Große Fichtenbestände in den flachgründigen Steillagen an der Saar sind akut durch den Borkenkäfer befallen und werden absterben, hauptsächlich betroffen sind die Standorte in Saarhölzbach, Nohn und Dreisbach. Da hier eine Holzernte nur mit großen Schwierigkeiten und somit auch höheren Kosten durchgeführt werden kann, müssen sich die Arbeiten zunächst nur auf notwendige Projekte im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht für Wege und Siedlungsflächen beschränken. „Zur Sicherheit der vielen Menschen im Wald sind die aktuellen Baumfällarbeiten unerlässlich. Man kann auch nicht warten bis die Stämme faulen, denn dann sei das Fällen für die Waldarbeiter ein enormes Risiko. So lange das Totholz noch schnittfest ist, lässt sich die Fallrichtung der Bäume noch genau steuern; faules Holz fällt unkontrolliert und die Unfallgefahr steigt“, rechtfertigt der Forstamtsleiter die laufenden Maßnahmen.

Weitergehende Probleme wirft die Tatsache auf, dass viele Waldbestände zahlreiche Lücken im Bestandesschluss und an den Waldrändern zeigen, was dann bei Stürmen zu Angriffspunkten führt. Getroffen hat uns dies zuletzt im vergangenen Februar beim Orkan „Sabine“, ca. 1.500fm Holz sind dabei angefallen. Betroffen waren überwiegend die Waldbestände in den Höhenlagen („Röder“ in Orscholz, „Geisscheidel“ in Saarhölzbach).

Da zur Bewältigung des Holzeinschlags die Arbeitskapazitäten beim vorhandenen Fachpersonal im Forstrevier bei weitem nicht ausreichen, ist die Gemeinde auf zusätzliche Firmen und hochprofessionelle Ausrüstung, wie Forstseilschlepper, Harvester, Forwarder, angewiesen. Aber auch mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln war es nicht zu verhindern, dass der Borkenkäfer auch die frischen Windwürfe sofort befallen hat.

Vom Sommer 2018 bis Mai 2020 ist mittlerweile eine Schadholzmenge, die direkt und indirekt mit der Trockenheit und Borkenkäferbefall zusammenhängt von 11.930 fm angefallen, mit weiterhin steigender Tendenz.

Gemeindeförster Pitzer, der die Erfahrungen aus den Trockenjahren 1976 und 2003 vor Augen hat, weiß, dass ein solcher Borkenkäferbefall sich üblicherweise über mehrere Jahre erstreckt und somit die Problematik von Jahr zu Jahr weitergehen wird. „Nach dem Krieg wurde die Fichte als schnell wachsende Baumart als Bauholz angepflanzt, wohlwissend dass sie nicht in unseren Wäldern heimisch ist. Deshalb werden wir für die Nachpflanzung auf Baumarten zurückgreifen, die den Klimaerfordernissen besser standhalten. Mit der Neuanpflanzung wird so schnell wie möglich begonnen werden, die Erholung des Waldes wird aber noch Jahrzehnte brauchen“, erklärt Pitzer weiter.

Für 2020 rechnet er deshalb auch nicht mit einer Besserung der Situation. Vielmehr müssten wir bei realistischer Betrachtung für das laufende Jahr von einem weiteren Anstieg befallener Waldflächen durch die massenhafte Vermehrung des Borkenkäfers ausgehen.

  • Die Menge an abgestorbenen Beständen und Blößen im Wald wird noch weiter zunehmen.
  • Unsere Landschaft mit der gewohnten Verteilung von Wald- und Flurflächen wird sich verändern.
  • Im Zuge einer weiteren Klimaveränderung – ein Mehr an Starkregenereignissen, lange regenreiche Perioden im Winter, lange Trockenzeiten im Frühjahr und Sommer, Zunahme von Stürmen und deren Heftigkeit – wird der Wald sich in der gewohnten Baumartenzusammensetzung verändern.
  • Die Fichtenbestände werden mittel- und langfristig hier verschwinden. Fichten können sich nicht so schnell den Veränderungen anpassen. Sie wurden nach dem Krieg als schnell wachsende Bäume gepflanzt, weil Bauholz gebraucht wurde, sie gehören aber nicht in unseren Wald. Buche und Eiche werden nachgepflanzt und deshalb wieder zunehmen.

 

 

Nicht zuletzt wird auch die Wiederaufforstung der großen Flächen in den nächsten Jahren eine große Kraftanstrengung für das Gemeindeforstrevier bedeuten. Es ist jetzt schon absehbar, dass die benötigten Pflanzenmengen von den Baumschulen in Deutschland gar nicht so schnell bereitgestellt werden können. Da wo immer es möglich und vertretbar ist wird man mit der Naturverjüngung der geschädigten Waldbestände beginnen. Auf den großen Freiflächen der ehemaligen Nadelholzbestände ist aber die Pflanzung und/oder Saat oft die einzige Möglichkeit den Wald wieder zu erneuern.

„Dies wird auch für die Gemeinde Mettlach eine große finanzielle Kraftanstrengung bedeuten und nachhaltig unsere Forst- und Haushaltsplanung beeinflussen“ resümiert Bürgermeister Daniel Kiefer nach der Rundfahrt durchs Revier.