Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus ganz Deutschland diskutieren über Anforderungen an eine tragfähige Waldpolitik in Krisenzeiten

Wald im Klimawandel, Borkenkäferkalamitäten, Hitze, Dürre, Artensterben, Corona-Pandemie, der Russland-Krieg gegen die Ukraine, Rohstoffknappheit, Mangel an Bauholz, Lieferengpässe, Inflation: Derzeit werden wir mit einer Vielzahl und Gleichzeitigkeit von Krisen konfrontiert, auf die neue Antworten gefunden werden müssen. Welche politischen Weichenstellungen braucht es hier für den Wald? Auf Ihrer Bundestagung kamen am 06./07. Oktober 2022 Vertreterinnen und Vertreter des Kommunalwaldes aus Deutschland in Orscholz zum ,,Gemeinsamen Forstausschuss‘‘ zusammen, um über Wege zu diskutieren, wie gerade auch der Kommunalwald als Wald der Bürgerinnen und Bürger mit klugen Strategien einen Beitrag aus der Krise und für einen Klimawald der Zukunft leisten kann. Gastgeber der Veranstaltung, Bürgermeister Daniel Kiefer, nutzte die Gelegenheit der Begrüßung, um auf die Schönheit der Region hinzuweisen: „Ich freue mich sehr, dass der Gemeinsame Forstausschuss der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände sich zu seiner Herbsttagung hier an der schönen Saarschleife trifft. Gerade hier bei uns als Tourismusregion, wo die Erholung in den Wäldern an oberster Stelle steht, werden die Schäden der vergangenen Jahre besonders sichtbar“, so Kiefer.

Auf der Agenda standen dabei die Themen Wald als nationale Rohstoff- und Energiereserve, die Honorierung der Klima- und Ökosystemleistungen und vor allem das Prinzip der kommunalen Selbstbestimmung, wonach bürgerschaftlich gewählte Stadt- und Gemeinderäte über ihren Wald selbst entscheiden wollen.

Die Politik müsse angesichts der Ereignisse und Krisen die bisherigen Strategien der Waldpolitik auf den Prüfstand stellen. Der Beitrag von Wald und Holz für das Erreichen der Klimaschutzziele und für eine nachhaltige Energie- und Rohstoffversorgung müsse neu fokussiert werden. Auch beim Wald müsse selbstkritisch hinterfragt werden, mit welchen Schritte der Umbau zu einem resilienten Wald der Zukunft gelingen kann, so Frieden, der Vorsitzende des Gemeinsamen Forstausschusses „Deutscher Kommunalwald“ und der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Dr. Gerd Landsberg.

Für die kommunalen Forstbetriebe, denen nicht nur die Nutzung, sondern auch der Schutz der Wälder ganz besonders am Herzen liegt, seien folgende Themenfelder von besonderer Bedeutung:

  1. Antworten auf globale Krisen -Rückbesinnung auf den Wald als nationale Rohstoff- und Energieressource.
  2. Honorierung der Klima- und Ökosystemleistungen der Wälder auch für Kommunen schnellstmöglich umsetzen.
  3. Prinzip kommunaler Selbstbestimmung, denn Kommunalwald ist Bürgerwald.

Die Situation im Gemeindewald Mettlach nach den Trockenjahren ist Anlass zur Sorge, denn diese haben ihre Spuren im Kommunalwald hinterlassen. Zahlreiche Nadelholzbestände sind in Folge der Trockenheit vom Borkenkäfer befallen und zum Teil flächig abgestorben. Der Gemeindewald Mettlach hat eine Baumartenverteilung von rund 61 Prozent Laubholz und 39 Prozent Nadelholz. Nach dem Krieg wurde die Fichte als schnell wachsende Baumart als Bauholz angepflanzt, wohlwissend dass sie nicht in unseren Wäldern heimisch ist. Mittlerweile sind nicht nur die Nadelholzbestände betroffen, sondern vermehrt zeigen auch die älteren Buchenbestände deutliche Schäden. Ein solcher Befall erstreckt sich üblicherweise über mehrere Jahre und somit wird die Problematik von Jahr zu Jahr weitergehen.

„Deshalb werden wir für die Nachpflanzung auf Baumarten zurückgreifen, die den Klimaerfordernissen besser standhalten. Die Neuanpflanzung wird so schnell wie möglich beginnen, aber die Erholung des Waldes wird aber noch Jahrzehnte brauchen. So beschäftigt uns das Thema Klimawandel im Mettlacher Gemeindewald nun schon das vierte Jahr in Folge, ein Ende ist noch nicht abzusehen. Die Folge hieraus ist die Aufgabe der Forstwirtschaft für den Waldumbau in den nächsten Jahrzehnten(!). Unser Wald muss somit in Teilen komplett umgebaut werden. Darüber hinaus sieht der Waldbau der Zukunft keine derart massiven Monokulturen mehr vor, wie wir dies von den o.g. Fichtenbeständen her kennen. Wir wollen hin zu einem gesunden Mischbestand aus Nadel- und Laubhölzern. Diese finanzielle aber auch personelle Kraftanstrengung ist sicherlich eines der vielen Themen, die die Forstwirtschaft in den nächsten Jahren zu bewältigen hat“, so Kiefer in seiner Rede vor den Tagungsteilnehmern abschließend.