Als erster Baum im Saarland erhielt die historische Richteiche auf dem Hofgut St. Gangolf bei Mettlach den Status „Nationalerbe-Baum“. Die offizielle Ausrufung erfolgte am Samstag, den 9. April 2022 im Rahmen einer kleinen Feierstunde mit geladenen Gästen, darunter auch Bürgermeister Daniel Kiefer.

Die vor über 500 Jahren erstmals urkundlich erwähnte Eiche an der Saarschleife wurde vom „Kuratorium Nationalerbe-Bäume“ in der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft als 16. Nationalerbe-Baum in ganz Deutschland ausgewählt. Mit diesem Titel steht die eiche als einer von insgesamt 100 vorgesehenen Bäumen unter besonderem Schutz.

Die im Jahr 1847 erstmals urkundlich erwähnte Große Eiche, die heute an der Einfahrt zum Hofgebäude steht, markierte einst zusammen mit mehreren anderen mächtigen Bäumen den Grenzverlauf zwischen der lothringischen Vogtei und dem kurtrierischen Dorf Stalle bzw. der Staller Freiheit. Sie war außerdem Tagungsort des zuständigen Gerichts – deshalb ihre heutige Bezeichnung „Richteiche“ – und Versammlungsplatz des jährlich stattfindenden Bartholomäusmarktes.

Die rund 23 Meter hohe Eiche weist eine biologische Besonderheit auf: Ihr über 6,50 Meter dicker Stamm ist von innen fast vollständig ausgehöhlt – man kann im Inneren des Baumes bist fast zum Wipfel hinaufschauen. Die Aushöhlung ist eine Folge der Aktivität von Mikroorganismen und Pilzen. Das schadet der Eiche nicht, da ihr äußerer, noch immer 20 bis 30 Zentimeter dicker Holzmantel sowie die Rinde den Baum mit Nahrung versorgen, der noch immer Jahr für Jahr Blätter, Triebe und Früchte hervorbringt.

Die Richteiche am Hofgut St. Gangolf wurde nun vom „Kuratorium Nationalerbe-Bäume“ der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft als Nationalerbe-Baum ausgezeichnet. Das Kuratorium hat es sich zum Ziel gesetzt, uralte, markante Bäume in Deutschland zu finden, unter besonderen Schutz zu stellen und die Öffentlichkeit über deren Geschichte und besondere Biologie zu informieren. Gefördert wird diese Initiative von der Eva Mayr-Stihl-Stiftung.

Langlebige Bäume können weit über 400 Jahre alt werden, teils sogar über 1000 Jahre. Damit sind sie lebendige Zeugen längst vergessener Ereignisse.

Häufig entwickeln sie über die Jahrhunderte eine eindrucksvolle Gestalt, weile sie zum Teil wie Skulpturen wirken und als Landmarken mit erheblichem Identifikationspotenzial für die Menschen in ihrer Nachbarschaft dienen lässt. Sie bieten außerdem Raum für zahlreiche Tierarten, können als eindrucksvolle Demonstrationsobjekte für die Umweltbildung genutzt werden und bieten nicht zuletzt Erholung und als Ankerpunkte für Wanderer und Spaziergänger.

Um die Bäume für die Nachwelt bestmöglich zu erhalten, wird im Rahmen der Ausrufung zum Nationalerbe-Baum vereinbart, dass Pflegemaßnahmen nur durch ausgewiesene Experten erfolgen und nach Möglichkeit sogar unterbleiben, da diese Bäume ihre Lebens- und Wachstumsprozesse in besonderer Weise selbst optimieren können.

Das Hofgut St. Gangolf befindet sich seit 4 Generationen im Besitz der Familie von Boch. Im Jahr 2008 begannen Inge und Michel von Boch damit, die Landwirtschaft systematisch auf biologische Herstellung umzustellen. Getreidefelder, Heuwiesen, Äcker für Viehfutter und Obstwiesen – ein erfahrener Bio-Landwirt bewirtschaftet die Flächen im Rhythmus der Natur, ein Förster mit seinem Team und drei Jäger pflegen den Wald. Zudem bietet das Refugium St. Gangolf Ferienwohnungen für Gäste. Der Hofladen bietet Edelbrände, Wildbret vom Reh und Wildschwein sowie Wildsalami aus eigener Herstellung an. Die Lage an der Saarschleife erklärt das eigene Mikroklima im und um St. Gangolf: Im Jahresdurchschnitt ist es dort rund 2 °C wärmer als in der Umgebung. Durch die klimatisch günstige Süd-West-Hanglage unterhalb der Burg Montclair hat das Hofgut den ganzen Tag über Sonne. Schon die Kelten siedelten und trieben Ackerbau auf dem Land am Fluss.

Bürgermeister Daniel Kiefer ist sehr stolz, dass der erste „Naturerbe-Baum“ des Saarlandes in der Gemeinde Mettlach zu finden ist und sprach seinen Dank der Eigentümerfamilie von Boch aus, die sich stets um den Erhalt der Landschaft in ihrer ursprünglichen Form bemühen und diese der Öffentlichkeit zugänglich machen.